Ibiza legt wieder auf
Ibiza will schon in wenigen Wochen wieder Clubs und Discos öffnen. Hotels verzeichnen bereits eine zufriedenstellende Belegung. Die meisten Preise bleiben stabil – auβer bei den Mietwagen.
von Stefanie Claudia Müller
Ibiza ist ein globales Zentrum für elektronische Musik. Vor der Pandemie waren die Nächte hier endlos. Es war aber auch immer einer der teuersten Urlaubsdestinationen in Europa, völlig überlaufen im Sommer und mit teilweise astronomischen Mietpreisen. Nach einem Jahr voller Restriktionen sind erstmal Discounts notwendig gewesen, um die Urlauber zu animieren. Und in Marketing musste investiert werden, denn alle sprachen von Mallorca und der Reaktivierung der groβen Schwester, dabei geriet Ibiza ein wenig in Vergessenheit. Auch wenn Joaquim Boadas von dem Interessenverband „Spain Nightlife“ optimistisch ist, vergiβt er nicht, dass die Pandemie-Hilfen für die Mitgliedfirmen nicht ankamen, auβer in Katalonien und Galizien, aber auch da deckten sie nur zwei Prozent der Verluste:
„50 Prozent der Nachtlokale in Spanien droht die Pleite. Ibiza war immer der stärkste Umsatzplatz für uns. Wir hoffen, dass wir das diesen Sommer wieder reinholen können“.
Tomeu Pons, Lehrer an der EAE Business School in Madrid und selbst von den Balearen, glaubt jedoch anders als Boadas, dass nach einem Jahr sozialen Abstand und Maske das Verlangen nach Massen-Veranstaltungen abgenommen hat:
„In diesem Jahr werden wir bei Musik- und Tanz-Events nicht auf die normale Auslastung kommen“,
ist er sicher. Bekannt ist Ibiza vor allem wegen seiner Clubs wie dem Pacha, der schon vor der Pandemie in Krise war. „Spain Nightlife“ wird ein Pilotprojekt durchführen Ende Juni, mit Veranstaltungen von 3000 Menschen in verschiedenen Discos und Clubs. Selbstverständlich kann nur der teilnehmen, der einen negativen Test oder Impfung vorweisen kann wie jetzt schon bei der Touristikmessen Fitur. „Vielen wird das zu kompliziert sein“, glaubt Pons. Promi-Hochzeiten konnte die Insel dagegen schon im Mai an Land ziehen, auch ein wichtiges Segment für die Spanier.
Preise ziehen an
Der Chef der Inselregierung Vicent Marí kündigt auf der Fitur-Messe in Madrid an, dass „Ibiza offen ist für Ferien“, womit er besonders auf den Familienurlaub abzielt und den nationalen Tourismus. In normalen Jahren kommen rund 625.000 Spanier auf die Insel, bei den Ausländern sind es dagegen mehrere Millionen, was in einigen Jahren zum Kollaps bei Betten und am Flughafen führte. Neben den eher jüngeren Musikfans gibt es immer noch die älteren Hippie-Touristen, welche die stillen Orte auf der Insel suchen, die es immer noch gibt. Hier dominieren Kunst und Musik, aber auch Entspannung. „Die Ibizenker haben auf diesen Moment gewartet“, weiβ Pons. Die Strandbar (chiringuito) „Buah!“ in der Provinz Santa Eulária hat bereits seit April wieder geöffnet und fängt jetzt mit einzelnen DJ-Events wieder die Saison an:
„Wir sind sehr zuversichtlich, weil die Hotels um uns herum langsam alle wieder aufmachen“,
sagt eine der Geschäftsführerinnen María González. Dazu gehört auch das MIM Hotels (Majestic i Messi Hotels) im Besitz Barcelonas bestem Fuβballspieler, dem Argentinier Lionel Messi. Der hat die Pandemie genutzt, um das Hotel noch umweltfreundlicher und sicherer zu machen.
Schon jetzt sieht es besser aus als im vergangenen Sommer
Lufthansa hat derweil wissen lassen, dass die derzeitigen Reservierungen für die Balearen jetzt schon höher sind als in 2019, was viele hoffen läβt, dass dieser Sommer wirtschaftliche Erholung bedeutet. Ein kurzer Rückschlag war jedoch die Entscheidung der Briten im Mai, Spanien weiter als Risiko-Reiseland anzusehen, während Deutschland freie Fahrt gegeben hatte. Aber seit dem 23. Mai können auch die Engländer wieder zu ihren Ferienwohnungen und Lieblingsorten auf der Insel, aber noch müssen sie anschlieβend in Quarantäne gehen.
„Vor allem für Ibiza ist das zögerliche Verhalten der Briten ein Rückschlag, weil unsere Inzidenzen sehr niedrig sind“,
sagt José Antonio Llano Marí, Chef der Ferienwohnungsanbieter Lobby AVAT (Asociación de Viviendas Turísticas Vacaciones). Dennoch gesteht er ein, dass dieser Juni sich für ihn in Hinblick auf die hohe Zahl der Reservierungen „schon anfühle wie sonst auch“. Die Hoffnung auf ein Ende der Pandemie scheint berechtigt, denn auch die Hotels und Pauschalreisen kommen zurück. Tui garantiert eine Auswahl von 200 Unterkünften in Ibiza und Fomentera.
Allerdings gibt es einen Haken: Da Deutsche, Briten und Franzosen es kaum abwarten können, wieder mit Sonnengarantie am Strand zu liegen, nutzen die gebeutelten Unternehmen die Situation aus und ziehen bei einzelnen Zusatzdienstleistungen die Preise an. Das Vergleichsportal Check24 berichtet zum Beispiel, dass auf Ibiza Mietwagen diesen Sommer 82 Prozent mehr kosten.
Es wird investiert in Hotels und Gastronomie
Klar ist, dass Ibiza sich auch nach einer möglichen Pleitewelle in diesem Jahr nicht in eine Billigdestination entwickeln wird. Dafür investieren zu hochrangige Gastronomen auch in diesem Jahr auf der Insel, wo es mit Sublimotion, das teuerste Restaurant der Welt gibt. Neben Kochs wie Paco Roncero und Martin Berasategui wagt sich nun auch Dani García in diesem Sommer nach Ibiza, wo Ende Mai das BiBo eröffnet wird und zwar als pop up-Konzept im 5 Sterne-Hotel Nobu Ibiza Bay am Strand von Talamanca. Nach seinem Erfolg mit dieser Art hochwertigen, aber immer noch erschwinglichen internationalen Küche in Madrid und Marbella swoie in Tarifa und Doha, landet er jetzt auf der bisher teuersten Insel Spaniens. Allerdings glaubt Pons, dass auch das günstigere Segment in diesem Jahr versuchen wird, die geringer Verdienenden auf die Insel zu locken, damit die Hotels auf eine Voll-Belegung kommen:
„Derzeit sind sie schon bei rund 80%, was sehr positiv ist. Alles weitere hängt jetzt vom Impfen ab,“
sagt Pons.
Das gilt seiner Meinung nach auch für Ferienwohnungen: „Ibiza ist ein Ziel für junge Erwachsene und Familien, gerade für die gibt es aber noch keine Impfungen – nur für die älteren Erwachsenen.
Bei den Luxusvillen könnten die Preise nur dann ansteigen, wenn dieser Sommer komplett ausgebucht ist: „Das steht aber derzeit noch auf der Kippe“, sagt Pons. Klar ist für ihn, dass Ibiza nie aus der Mode gekommen ist:
„Es kommt diesmal nur alles ein wenig später und vielleicht wird es nicht ganz so voll.“
Und darüber dürften sich die Touristen in jedem Fall freuen. Boadas kann es kaum abwarten, wenn sein Pilotprojekt in drei Wochen beginnt:
„Wir werden zeigen, dass sich nichts geändert hat und die Nacht auf Ibiza immer noch bombastisch ist“.