Ibiza ist weiterhin teuer für ausländische Investoren

Nach einem Jahr der Agonie kommt auch die Jetset-Insel wieder zurück. Die Preise für Ibiza Immobilien in guten Lagen bleiben hoch.

Stefanie Claudia Müller

Porta Ibiza Immobilienmakler Gustavo Stainnekker kann es nicht erwarten, dass die Touristen wieder kommen auf seine Insel. Im Mai begann die Saison langsam. Der wirtschaftliche Fall für Ibiza in der Pandemie war jedoch noch tiefer als auf Mallorca, auch wenn die Insel mehr Medienaufmerksamkeit bekam. Während die gröβere Schwester noch einigen Firmen, Call-Centern, Fabriken und der Landwirtschaft zehren konnte, war es auf Ibiza sehr leise in diesem Winter. Ohne Caritas und die staatlichen Essensausgaben, wären die vergangenen Monate noch düsterer gewesen.  Dennoch: Es gibt weiterhin weniger Immobilien auf Ibiza als nachgefragt werden, was auch jetzt die Preise stabil hält, zumindest im Luxus-Segment.

„Die Leute haben enorme Lust, zu kommen. Das touristische Leben der Insel nimmt allmählich wieder Farbe an“,

sagt Stainekker voller Hoffnung.

Porta Mallorquina-Makler Gustavo Stainnekker
Porta Ibiza Immobilienmakler Gustavo Stainnekker

Bei den normalen Wohnimmobilien hingegen ist es wie auf Mallorca: Viele Ladenbesitzer und Gastronomen sind hoch verschuldet. Sie können nicht nur die gewerbliche Miete nicht mehr zahlen, sondern langsam auch nicht mehr die eigene Wohnung. Einige Besitzer von Restaurants und Geschäften brauchen dringend Liquidität, können den Sommer nicht mehr abwarten und verkaufen jetzt. Aber das sind normalerweise nicht die Standorte und Immobilien, die reiche Touristen oder Familien normalweise suchen für einen Zweitwohnsitz, aber Auswanderer könnten jetzt interessante Schnäppchen finden. Allerdings sollten sich Interessierte beeilen, denn nicht nur in der sehr nachgefragten Inselhauptstadt stiegen die Preise in diesem Jahr bereits um rund vier Prozent an gemäβ der Angaben des spanischen Branchenportals idealista.

Ibiza-Stadt bleibt gesucht

Mit dem zurückkommenden Tourismus klettern auch die Ferienmieten wieder nach oben. Die teuersten und gesuchtesten Lagen finden sich rund um Ibiza-Stadt und im Südwesten. Der Quadratmeterpreis liegt im Zentrum bei mehr als 4000 Euro. Auch wenn die Balearen in 2020 mit 87,5% weniger Touristen auskommen mussten als im Vorjahr:

„Ibiza und Mallorca bleiben Goldstücke für den Immobilienmarkt und die Sehnsucht der Ferienheim-Besitzer zurückzukommen, schlägt weiterhin alle Vernunft. Es könnte sogar sein, dass die Preise in einigen Lagen noch weiter steigen, weil diese Art der Standorte am Meer von der Pandemie gesundheitlich kaum betroffen waren und deswegen gesucht sind“,

sagt der spanische Ökonom Tomeu Pons, der selbst auf den Balearen zuhause ist. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sind am meisten bei den Mieten zu spüren. Diese sind gemäβ idealista im Vergleich zum Vorjahr in der Hauptstadt um mehr als 21 Prozent auf 13,9 €/m2 gesunken, aber damit noch immer auf hohem Niveau und tendenziell steigen sie weiter.

„Es ist klar, dass hier kurzfristig weniger verlangt werden kann, wenn die Nachfrage nicht komplett zurückkommt und wer jetzt verkaufen will, der wird Discounts anbieten müssen“,

sagt der an der EAE Business School in Madrid unterrichtende Pons.

Auf hohem Niveau stabil

Trotz allem Enthusiasmus über die Sommar-Saison, sind die Erwartungen einzelner Hotels und Eventagenturen vielleicht etwas zu hochgeschraubt. Die Inselregierung zum Beispiel hofft die Rekordzahlen von 2019 noch zu verbessern. Mit diesen Perspektiven wurden auch Bau- und Tourismus Investoren ermutigt, neue Projekte auf Ibiza zu entwickeln. Das Interesse von Hotelketten ist auch nach der Pandemie ungebremst, allerdings sind die Umweltauflagen hier nach wie vor hoch und bebaubares Land ist rar gesät.

Porta Mallorquina-Makler Stainekker wartet jetzt darauf, dass alle Reise-Restriktionen fallen und endlich die Kaufgespräche mit seinen Kunden abgeschlossenwerden können, die Anfang des Jahres begonnen haben:

„Ibiza bleibt als erster Wohnstandort oder Zweitwohnsitz sehr attraktiv“,

da ist er sich sicher. Aber auch der Branchenverband AVAT, der allein 20.000 touristische Wohnungen auf Ibiza und der kleinen naturbelassenen Schwester Formentera betreut, fordert die Politik auf, mehr Bauland anzubieten, damit die Preise vor allem für die Einwohner herunter gehen. Auch Bauunternehmer Luis Martín, Chef der Asociación de Promotores Inmobiliarios de Balears (Proinba) kritisiert die geringe erschlossene Fläche und die zunehmenden Hindernisse für Wohnungsbau-Projekte: „

Wäre das nicht so, dann würden hier auch die Preise und Mieten für die Einwohner, die sich gerade nach dieser Krise viele Wohnungen nicht mehr leisten können, langfristig normalisieren“.

Fabelhaftes Penthouse in einem Werbegebäude in Talamanca
Fabelhaftes Penthouse in einem Werbegebäude in Talamanca

Im vergangenen Jahr lag der Durchschnitts-Quadratmeter-Preis für Neubauwohnungen nach offiziellen Angaben bei 2527 Euro. In Top-Lagen wurden 2020 Preise ab vier Millionen Euro abgerufen. Selbst für Reihenhäuser in guter Lage muss fast eine Millionen Euro auf den Tisch gelegt werden. Derzeit kommen die Käufer vor allem aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, aber noch mehr aus Spanien.

„Diese investieren dort auch als Anlage mit dem Hinblick auf die normalweise sehr hohen Mieten in den Sommermonaten“,

erklärt Pons. Aber das Problem auf dem spanischen Immobilienmarkt, der weiterhin attraktiv für Investoren bleibt, aber angesichts der stagnierenden und teilweise fallenden Gehälter unerschwinglich wird für seine Einwohner, besorgt auch den IWF. Er rät dem Land deswegen, noch stärker den öffentlichen Wohnungsbau zu fördern und die Gesetzgebung hinsichtlich der Rechte der Besitzer zu verbessern. Spanien hat im Vergleich zu Deutschland und Holland wenige Sozialwohnungen.

„Vor allem in den kommenden Monaten, wenn die staatlichen Hilfen komplett auslaufen, sind Kündigungswellen im stationären Einzelhandel, in der Reisebranche und auch in der Gastronomie zu erwarten, was auch den Wohnungsmarkt beeinflussen wird“,

ist sich Pons sicher.

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